Für die einen ist es der Anfang der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie – für die anderen das traurige Ende der Privatsphäre: Das Home-Office hat viele Chancen und Herausforderungen. Einige sind Ansichtssache – viele aber wissenschaftlich belegt.
Wie sich das Arbeiten im Home-Office gestalten lässt, um die Chancen zu nutzen und die Herausforderungen bewältigen zu können, erfahren Sie in dem INQA Home-Office ABC.
Chancen
Konzentration
Viele Beschäftigte können im Home-Office konzentrierter arbeiten: vorausgesetzt, es sind keine Kinder zu Hause. Durch den Rückzug aus dem Büro fällt konzentriertes Arbeiten leichter. Ohne Unterbrechungen z.B. durchfragende Kolleginnen und Kollegen in der Tür können Aufgaben schneller erledigt werden. (Quelle: Grunau et al., 2019)
Beruf & Familie
Mit Home-Office können Beschäftigte Beruf und Familie gut verbinden: Eltern arbeiten Tür an Tür mit den spielenden Kindern und können in der Mittagspause als Familie gemeinsam essen. Männer arbeiten etwas häufiger als Frauen im Home-Office. Auch Führungskräfte und Selbstständige erledigen zumindest einen Teil ihrer Arbeit häufiger zu Hause. (Quelle: Brenke, 2016)
Flexibilität
Flexible Arbeitszeit und freie Wahl des heimischen Arbeitsorts – das sind für viele Beschäftigten die größten Pluspunkte des Home-Office. Einfach mal auf dem eigenen Sofa oder bei schönem Wetter vom Garten aus arbeiten: Das sind mögliche Wahlfreiheiten zu Hause. Zudem können Beschäftigte, die daheim arbeiten, leichter kleine Erledigungen im Arbeitstag unterbringen. (Quelle: Grunau et al., 2019)
Verbundenheit
Beschäftigte, die räumliche oder zeitlich „entgrenzt arbeiten“, zum Beispiel im Home-Office, fühlen sich mit ihrem Betrieb enger verbunden, so das Ergebnis der BMAS-Studie „Mobiles und entgrenztes Arbeiten“. Erklärung: Die Beschäftigten bewerten verschiedene Aspekte wie Arbeitsqualität, Zufriedenheit mit der Arbeitgeberin bzw. dem Arbeitgeber sowie Fairness der Vorgesetzten positiver als Beschäftigte, die keine Möglichkeit der Arbeit im Home-Office haben. (Quelle: BMAS, 2015)
Zeitersparnis
Ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland nimmt mindestens eine Stunde Fahrzeit zur Arbeit und zurück in Kauf. Weitere 7 Prozent sind an einem typischen Arbeitstag sogar mindestens zwei Stunden unterwegs (BAuA, 2020). Pendler mit langen Arbeitswegen arbeiten häufiger von zu Hause aus. Das Home-Office entlastet diese Beschäftigten nicht nur zeitlich, sondern schont auch die Umwelt. Denn zwei Drittel der Pendelnden nutzen das Auto (Statistisches Bundesamt, 2016). So spart das Home-Office sogar CO2.
Herausforderungen
Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit leidet häufig: Rund 59 der Befragten einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sehen im Home-Office Nachteile durch den eingeschränkten Direktkontakt mit Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzten. Durch fehlende persönliche Gespräche können zum Beispiel eher Missverständnisse und Abstimmungsprobleme entstehen. (Quelle: Grunau et al., 2019)
Klare Trennung
Mehr als jeder zweite Befragte der IAB-Studie wünscht sich eine klare Trennung von Arbeits- und Privatleben. Nicht selten fehlen zu Hause separate Arbeitszimmer, sodass der Ess- oder Küchentisch zum Arbeitsplatz umfunktioniert werden muss. Oft machen Platzprobleme die Trennung von Arbeit und Privatleben unmöglich. Die Folge: Beschäftigte können schlechter abschalten. (Quelle: Grunau et al., 2019)
Mehrbelastung
Mitarbeiter machen im Home-Office mehr Überstunden: Oftmals sitzen Beschäftigte – vor allem Führungskräfte – abends noch „für ein Stündchen“ am Computer, Unterm Strich steigt die Arbeitszeit damit deutlich. (Quelle: BMAS, 2015)
Soziale Kontakte
Home-Office macht einsam: Die Zahl der Single-Haushalte steigt in Deutschland. Wenn dann noch die Kolleginnen und Kollegen als soziale Kontakte fehlen, fühlen sich vor allem Alleinwohnende im Home-Office einsam, so eine Bitkom-Umfrage von 2020. (Quelle: Bitkom, 2020)