Von „Austausch suchen“ bis „Zuverlässige Systeme“ – 13 Tipps zum Abbau von digitalem Stress am Arbeitsplatz
Digitaler Stress bei der Arbeit ist ein Phänomen, das Mitarbeitende aller Altersgruppen und Branchen betrifft – sogar die sogenannten „Digital Natives“. Es sind ganz unterschiedliche Auswirkungen der Digitalisierung, die der Psyche zusetzen – zum Beispiel das Gefühl von Überforderung durch erweiterte Erreichbarkeit oder die Notwendigkeit, kontinuierlich hinzulernen zu müssen. Die Folgen können beispielsweise Schlafstörungen oder Kopfschmerzen sein. Der richtige Umgang mit Stressfaktoren lässt sich lernen. Mitarbeitende und Unternehmensführung können gleichermaßen dafür sorgen, negativen Belastungen entgegenzuwirken. Hier die 13 besten Tipps!
Für die Unternehmensführung
1. Schulungen anbieten:
Digitaler Stress rührt am häufigsten daher, dass sich die Beschäftigten im Umgang mit digitaler Technik unsicher fühlen. Wirtschaftsingenieur Henner Gimpel, einer der Autoren der Studie „Digitaler Stress in Deutschland“ (2018), die auf der Befragung von Erwerbstätigen basiert, empfiehlt Unternehmen daher die Vermittlung von methodischen Kompetenzen im Umgang mit digitalen Werkzeugen – sprich: Mitarbeiterschulungen. Zudem sollte ausreichend Zeit für Einarbeitungszeiten eingeplant werden.
2. Mitarbeitende einbeziehen:
Manchem Chef bzw. mancher Chefin mag es an Bewusstsein dafür mangeln, wie sich eine neue Software konkret auf den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden auswirkt. Daher empfiehlt es sich laut Henner Gimpel, die Belegschaft einzubeziehen, wenn es darum geht, neue Tools oder Dienste einzuführen.
3. Mehr Rechte einräumen:
Wer an seiner Arbeit über Handlungsspielräume verfügt und sich seine Arbeit individuell einteilen kann, neigt weniger zu Stressanfälligkeit. So ist es laut der Studie „Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesundheit von Berufstätigen“ von der Universität St. Gallen (2016) zum Beispiel ratsam, Mitarbeitenden eine Erhöhung der Arbeitszeitflexibilität wie zum Beispiel Home-Office einzuräumen.
4. IT-Helpdesks einrichten:
Zur Sicherheit sollten immer Computerfachleute bei Fragen verfügbar sein. Die Einrichtung von IT-Servicestellen, an die man sich per Mail oder Telefon wenden kann, ist daher ratsam.
5. Zuverlässige Systeme:
Das Ah und Oh bei der Einführung neuer Tools ist ihre Funktionalität. Hier können Unternehmen auf hochwertige Hard- und Software setzen, um den Mitarbeitern Stress beispielsweise durch Systemabstürze zu ersparen.
6. Firmen-Policy aufsetzen:
„Bei der täglichen Bewältigung des E-Mail-Verkehrs sind klare Absprachen hilfreich“, so Henner Gimpel. Eine eindeutige Regelung ist unter anderem beim Umgang mit der täglichen E-Mail-Flut hilfreich. Hier lässt sich festlegen, dass Mitarbeitende nur zu bestimmten Zeiten auf Mails reagieren müssen und nur in absoluten Ausnahmesituationen eine „Notfall-SMS“ geschickt werden darf.
7. Vertrauen schaffen:
Eine von Vertrauen und Respekt geprägte Arbeitsatmosphäre ist ein wichtiger Faktor für die Widerstandsfähigkeit jedes Einzelnen – dies zeigt u.a. eine Studie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) zur „Psychischen Gesundheit in der Arbeitswelt“ (2019) auf. So sollten Vorgesetzte ihre Mitarbeitenden als Individuen mit persönlichen Stärken und Leistungsgrenzen akzeptieren sowie Wertschätzung im Umgang miteinander großschreiben.
8. Stressmanagement lehren:
„Positives Denken & Stressbewältigung“, „Zeit- & Selbstmanagement“, „Work-Life-Balance“… das Angebot von Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung für Erwerbstätige ist riesig. Auch die Führungsetage kann hier dazulernen.
9. Belastungs-Hotspots im Unternehmen identifizieren:
Mithilfe von betrieblichen Gefährdungsbeurteilungen und Mitarbeiterbefragungen können Unternehmen Arbeitsbereiche identifizieren, in denen ein hohes Ausmaß an digitalen Stress vorherrscht. Gemeinsam mit Beschäftigten und Führungskräften vor Ort können dann im Rahmen von Arbeitsgruppen Gestaltungsmaßnahmen entwickelt werden, wie dem digitalen Stress zu begegnen ist (Robelski 2016; Gimpel et al. 2018).
Für Arbeitnehmerinnen und -nehmer
1. Selbstdisziplin üben:
E-Mail-Flut, Mitarbeiter-Chat, Anrufe, SMS – ständig wird unsere Aufmerksamkeit am Arbeitsplatz torpediert. Hier hilft nur Selbstdisziplin, auch Impulskontrolle genannt – eine digitale Diät sozusagen. Im Internet finden sich viele Tipps, wie man strenges Fokussieren auf eine Angelegenheit üben kann.
2. Resilienz stärken:
Zur Stärkung der eigenen Widerstandskraft gibt es wirksame Übungen, die zum Beispiel dabei helfen, Veränderungen besser zu akzeptieren und sich ihnen anzupassen. Auch im Internet finden sich Anleitungen, die zum Nachdenken über die eigene Haltung anregen und die Resilienzstärkung zum Ziel haben.
3. Austausch suchen:
Je höher die Kollegialität und das Gemeinschaftsgefühl sowie das wahrgenommene mitarbeiterorientierte Führungsverhalten (z.B. Fairness, Unterstützung), desto höher das psychische Wohlbefinden – dies ein weiteres Ergebnis der bereits erwähnten BMAS-Studie. Bei einem guten Betriebsklima sollte man sich mit Sorgen auch an den Kollegenkreis sowie Vorgesetzte wenden können. Denn in manchen Berufen geht mit der Digitalisierung der Arbeit auch die Angst einher, früher oder später von Maschinen ersetzt zu werden; hierzu sollte die Geschäftsleitung Stellung beziehen.
4. Ausgleich schaffen:
Die Autoren der bereits erwähnten Studie der Uni St. Gallen empfehlen eine individuelle Begrenzung der IKT-Nutzung im Freizeitbereich sowie eine Erhöhung der sportlichen Aktivität, um einen gesunden Ausgleich zur Arbeit zu schaffen. Fitness und Bewegung an der frischen Luft sind tatsächlich Allzweckwaffen zum Stressabbau. Auf digitale Spielereien darf dagegen in der Freizeit auch mal verzichtet werden.