Wissenspool-Beitrag

Innovative Geschäftsmodelle im Überblick

17.02.2021
Lesezeit: ca. 21 min

Fokus auf Gesamtlösungen

Zeitersparnis, Aufwandsreduktion und Sicherheitsofferten sind Aspekte, die bei Geschäftsmodellen wie dem Solution Provider im Fokus stehen. Dieser Ansatz bietet Unternehmen eine Gesamtlösung an, beispielsweise Beratungs- und Monitoringleistungen, welche vom Kunden als Rundum-Sorglos-Paket wahrgenommen werden sollen. Einen ähnlichen Ansatz, den Kunden möglichst zusätzlichen Aufwand zu ersparen, verfolgt das Geschäftsmodell Guaranteed Availability, welches eine Verfügbarkeitsgarantie auf verkaufte Produkte beschreibt. Diese Garantie umfasst die Wartung der Produkte und den schnellstmöglichen Austausch defekter Teile. Beide Modelle – Solution Provider und Guarantee available – können als eigenständiges Geschäftsmodell fungieren oder bieten sich als sinnvolle Ergänzung eines bereits bestehenden Geschäftsmodells an, z. B. im Anlagen- oder Maschinenbau. Beim Performance-based Contracting hingegen erfolgt die Bezahlung der Leistung gesondert, wie Betriebs-, Wartungs- und Reparaturkosten, und nicht in Kombination mit weiteren physischen Produkten. Eine Besonderheit hierbei ist, dass die Leistungen variabel, je nach Erreichen eines vorher definierten Leistungsziels, vergütet wird.

Fokus auf Zahlungsmodelle

Eine weitere Gruppe von Geschäftsmodellen ist darauf ausgerichtet, mittels verschiedener Bezahlmethoden (höheren) Profit zu erwirtschaften, (mehr) Interessierte anzulocken und einer (breiteren) Kundschaft das Produkt zur Verfügung zu stellen. Beispielsweise berechnen Pay per use oder Rent instead of Buy ihre Preise in Relation zur tatsächlichen Nutzungsintensität (z.B. gefahrene Kilometer eines Kraftfahrzeugs oder Mietdauer einer Maschine). Die Modelle Flatrate und Subscription hingegen berechnen einen Pauschalpreis für eine unbegrenzte Nutzung beziehungsweise setzen ein Abonnent für den Zugang zur Nutzung einer Leistung voraus. Bei Freemium und Add-on erfolgt ein Angebot für eine kostenlose oder günstige Basisversion zusammen mit der Möglichkeit einer Aufstockung auf gebührenpflichtige Premiumversionen oder eines zusätzlichen Erwerbs weiterer Leistungen. Auction oder Pay what you want hingegen überlassen die Preisbildung fast ausschließlich der Kundschaft; entweder indem die oder der Höchstbietende einer Auktion das Produkt erhält oder der Kunde oder die Kundin jenen Betrag bezahlt, welchen er oder sie für die Leistung als gerechtfertigt ansetzt.

Fokus auf zielgruppenoffene Modelle

Das Unternehmen öffnet sich und seine strategischen Zielstellungen, indem externe Wünsche mit einbezogen werden sowie durch eine intensivierte Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, z.B. Kundschaft, Lieferanten oder anderen Unternehmen. Im Kern wird dadurch auf eine mögliche Wissens- und Produkterweiterung abgestellt, was im weiteren Schritt Auswirkungen auf die Weiterentwicklung des gesamten Unternehmens haben kann. Dies erfolgt z.B. durch aktive Kundenbeteiligung bei Ausschreibungen einer Problemlösung, wie es bei den Modellen Crowdsourcing und Open Innovation der Fall ist, oder im Fall von Engineer-to-order beziehungsweise From-Push-to-Pull-Ansätzen, wo die nachfragende Kundschaft auf eine auf sie orientierte Flexibilität trifft. Ebenso können einzelne Kunden*innen in weitere Teile der Wertschöpfungskette integriert werden, entweder innerhalb der Produkt(mit)entwicklung auf dafür entwickelten Designplattformen (User-designed, oder gleich eine gesamte Community als Open Source zur Entwicklung der Produkte oder Dienstleistungen angesprochen werden. Eine weitere denkbare Zusammenarbeit ist jene mit externen Partnern wie Lieferanten oder andere Unternehmen z.B. in der Forschung und Entwicklung beim Modell Open Business Model, in welchem teilweise ein Großteil der Produktpalette durch Partnerschaften und Kooperationen entsteht. Weiterhin wird auf die Kundschaft durch Individualisierung innerhalb eines Massenproduktionsprozesses beim Modell Mass Customization eingegangen, z.B. indem Einzelteile unterschiedlich zusammengefügt werden. Ein weiterer Ansatz ist es, sich auf den Verkauf von Nischenprodukten in Kombination mit einer größeren Angebotspalette zu konzentrieren, wie es beim Modell Long Tail der Fall ist. Mittels Crowdfunding erfolgt die Projektfinanzierung durch private Personen oder Gemeinschaften, welchen im Gegenzug Vorteile gewährt werden, wie Preisnachlässe oder exklusive Produkte. Diese Partnerschaften können auch auf nicht-monetärer Basis entstehen; so basiert Barter auf Tauschgeschäften von Gütern, die nicht zwingend in einer direkten Verbindung zueinanderstehen.

Fokus auf Partnerschaften

Wenn Partnerschaften erfolgreich umgesetzt werden, entstehen oft Win-Win-Situationen für beide Parteien und können auf unterschiedliche Arten profitabel sein oder einen Mehrwert generieren. Im Affiliation-Modell werden Produkte über Partner – die Affiliates – vermarktet. Hierbei wird die bereits vorhandene Reichweite der Affiliates innerhalb der Zielgruppe genutzt, um die Ware einer breiten Kundschaft vorzustellen und somit eine höhere Umsatzerwartungen erstrebt. Das Modell Revenue Sharing forciert eine Zusammenarbeit mit Personen oder Unternehmen zur gemeinsamen Erstellung eines Wertes. Eine weitere Möglichkeit der Partnerschaft bietet der Geschäftsmodellansatz Shop-in-Shop, in welchem Handels- oder Dienstleistungsbetriebe Verkaufsräume innerhalb eines anderen Geschäfts einrichten können, sowie das Modell Ingredient Branding durch den Verkauf eines Teilproduktes als zentraler Bestandteil eines Endproduktes – sozusagen einer „Marke in der Marke“. Beim Geschäftsmodell  Make more of it werden Know-how und Ressourcen des Unternehmens weiteren Partnern zur Verfügung gestellt, um überschüssige Kapazitäten gewinnbringend zu nutzen und daraus Umsatz zu generieren.

Fokus auf Nicht-Innovation

Sich von anderen Unternehmen zu unterscheiden, die neueste Innovation auf den Markt zu bringen sowie wettbewerbsfähig zu sein, ist „normalerweise“ entscheidend, um in der Geschäftswelt zu bestehen. Jedoch haben andere Geschäftsmodelle dahingehend ihre eigene Taktik entwickelt. Anstatt neue und innovative Produkte zu entwerfen, wird bei diesen Geschäftsmodellen aus bereits existierenden Produkten Profit erwirtschaftet. Dies erfolgt auf unterschiedlichem Weg: Aikido orientiert sich inhaltlich an einer Kampfkunst und wandelt die Stärken und Schwächen eines bereits vorhandenen Wertangebots in das Gegenteil um, so dass sich die Produkte vom üblichen Branchenangebot unterscheiden und eine Käufer*innenschicht erreicht, die eben jenes ursprüngliche Produkt niemals konsumiert hätten. Trash-to-Cash bedeutet die Wiederverwertung gebrauchter Güter, welche in anderen Wertschöpfungsstufen oder Unternehmen nützlich sind. Das Geschäftsmodell Reverse Engineering steht für die Nachahmung bereits vorhandener Produkte, die aufgrund geringerer Entwicklungskosten deutlich günstiger angeboten werden können.

Fokus auf Handel mit Daten

Im Zuge der Digitalisierung spielen Daten eine immer entscheidendere Rolle. Die Datenerfassung und -analyse spielen dabei eine immer größere Rolle. Oft ist die Kundschaft – eigentlich die dazugehörigen Daten – das Produkt selbst. Die Geschäftsmodelle Leverage Customer Data und Hidden Revenue machen von diesem Vorgehen Gebrauch. Ersteres sammelt über sein Angebot Daten von Kunden, um diese zu veräußern, welche wiederrum anschließend zu Werbezwecken eingesetzt werden, zweiteres stellt seine Plattform direkt als Werbefläche zur Verfügung.

Fokus auf Digitalisierung

Durch die Digitalisierung haben sich neue Geschäftsmodelle entwickelt. Zum einen das Geschäftsmodell Digitalization, wobei bestehende (physische) Produkten in einer weiteren digitalen  Variante angeboten werden sowie E-Commerce, welches sich auf den elektronisch abgewickelten Vertrieb bzw. Handel von Gütern, Dienstleistungen und Services sowie Support spezialisiert hat.

Fokus auf Nutzungsrechte

Durch die Vergabe von Nutzungsrechten können etablierte Produkte und Leistungen zusätzliche Einnahmen generieren; gleichzeitig aber auch den Bekanntheitsgrad erweitern. Solch eine Erweiterung stellt das Modell Franchising dar, bei dem eine Marke oder gewisse Rechte gegen Gebühr zur weiteren Kommerzialisierung genutzt werden sowie das Modell Licence, bei welchem der Verkauf von geistigem Eigentum und Nutzungsrechten an Dritte erfolgt.

Fokus auf zusätzlichen Nutzen

Unternehmen haben erkannt, dass sie sich auf mehr als nur den alleinigen Verkauf eines Produktes oder einer Dienstleistung konzentrieren können, indem ein erweitertes Angebot geschaffen wird. Erfolgen kann dies zum einen durch das Modell Cross Selling, wo das Angebot um Zusatzprodukte oder -dienstleistungen erweitert wird, die mit dem eigentlichen Kernprodukt nichts zu tun haben, zum anderen durch Experience Selling, indem eine Leistung mit damit verbundenen Erlebnissen sowie Gefühlen ergänzt und aufgewertet wird.

Fokus auf Stärken

Einige Geschäftsmodelle entscheiden sich bewusst dafür, einzelne Prozesse oder Teile der Unternehmensstruktur auszulagern und sich allein auf die jeweiligen individuellen Stärken zu konzentrieren. Dies kann allgemein durch das Geschäftsmodell Orchestrator geschehen, dessen Ziel es ist, dass sich Unternehmen auf ihre Kernstärke fokussieren und alle anderen Schritte der Wertschöpfungskette auslagern oder das Modell Layer Player, um sich auf eine oder wenige Aktivitäten der Wertschöpfungskette zu spezialisieren. Andere Modelle legen bereits bestimmte Stärken und Vertiefungen fest. Das Modell White Label beschreibt den reinen Fokus auf die Produktion, wohingegen Vermarktung und Verkauf durch andere Marken übernommen werden. Beim Geschäftsmodell Self-Service werden hingegen Teile der Wertschöpfungskette von den Kund*innen selbst übernommen. Mittels Direct Selling werden Zwischenschritte und -händler übersprungen und es erfolgt ein Direktverkauf der Ware vom Anbietenden zum Kunden oder zur Kundin. Im Gegensatz dazu steht das Modell Integrator, welches darauf abzielt, den Großteil einzelner Aktivitäten der Wertschöpfungskette selbst auszuführen und somit die Kontrolle über alle Ressourcen und Aktivitäten im Unternehmen zu behalten.

Fokus auf Kundenbindung

Um die Kundschaft an das Unternehmen zu binden, haben sich verschiedene Ansätze entwickelt: Lock-In erschwert einen Umstieg auf andere Marken oder Produkte durch hohe Umstellungskosten, Razor and Blade ermöglicht die Nutzung eines günstigen Produktes mit preisintensiveren Komplementärprodukten und Customer Loyalty belohnt Treue der Kund*innen durch Anreize wie Prämiensysteme.

Fokus auf Plattformen

Eine Verbindung von Nutzer*innengruppen erreicht das Model Two-sided Market, indem es die Nutzer und  Nutzerinnen auf Plattformen zusammenbringt. Unternehmen mit dem Modell Peer to Peer fungieren hingegen als Vermittler bei Transaktionen von Privatleuten.