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Wissenspool-Beitrag

Die Erfassung von Kompetenzen – Was sind die Chancen und Herausforderungen?

01.07.2024
Lesezeit: ca. 5 min
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Die Diskussion um die Erfassung von Kompetenzen dreht sich um zwei wichtige Fragen:

Wie können informell erworbene Kompetenzen erfasst und anerkannt werden, um ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt sichtbar zu machen?

Das ist vor allem für Menschen wichtig, die wegen fehlender Zertifikate kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Das sind einerseits Zugewanderte mit ausländischen Abschlüssen, die in Deutschland häufig nicht anerkannt werden. Andererseits betrifft das auch formal gering Qualifizierte, die sich im Job oder auch in verschiedenen Jobs wichtige Kompetenzen angeeignet haben, die sie für eine bestimmte Tätigkeit qualifizieren, diese aber nicht nachweisen können.

Um Bildungsausländern, formal Ungelernten und Quereinsteigern Chancen zu eröffnen, gibt es inzwischen Instrumente zur Kompetenzerfassung:

Das Instrument Valikom der Handwerks- und Industrie- und Handelskammern dient der Erfassung und Validierung beruflicher Kompetenzen, die außerhalb des Berufsbildungssystems erworben wurden. Das Instrument kann aktuell für 32 Berufe angewendet werden. Es besteht aus einem Test, dessen Ergebnisse jedoch nicht mit einem formalen Abschluss zertifiziert werden. Stattdessen wird das Profil der Teilnehmenden mit einem Qualifikationsprofil für den jeweiligen Beruf verglichen und die Übereinstimmung zwischen Testprofil und Qualifikationsprofil bescheinigt. In einem aufbauenden Projekt (ValiKom-Transfer) werden bundesweit Standorte aufgebaut, an denen dieses Validierungsverfahren durchgeführt werden kann.

Für Arbeitsuchende ohne Berufsabschluss hat die Bundesagentur für Arbeit den computergestützten Test MYSKILLS entwickelt. Er erkennt und zeigt ihre beruflichen Kompetenzen und hilft so bei der zielgenauen Vermittlung in Arbeit. Der Test zeigt auch Kompetenzlücken auf – und liefert damit Hinweise auf passende Qualifizierungen für ein bestimmtes Qualifizierungsziel zu erreichen. Der Test wurde bislang für 30 Ausbildungsberufe entwickelt.

Wie können die vorhandenen Kompetenzen von Beschäftigten erfasst werden, um Anknüpfungspunkte für ihre gezielte Weiterentwicklung zu finden?

Diese Frage beschäftigt Betriebe, die die Potenziale ihrer Beschäftigten entfalten möchten, um dem betrieblichen Bedarf an Kompetenzen von innen heraus zu begegnen. Ein Beispiel, wie sich diese Herausforderung lösen lässt, ist das Kompetenz-Management der Stadtverwaltung München.

In der politischen Diskussion geht es darüber hinaus darum, wie der/dem Einzelnen außerbetrieblich passgenaue Weiterbildungs-Optionen aufgezeigt werden können, die auf dem Status Quo ihrer/seiner Kompetenzen aufbauen. Vision ist eine zentrale Plattform, die unterschiedliche Weiterbildungsangebote bündelt und den Nutzerinnen und Nutzern auf Basis ihrer Kompetenzen passende Angebote aufzeigt. Eine Herausforderung hierbei ist es, die Angebote der unterschiedlichen Akteure zu bündeln. Zudem braucht es Möglichkeiten, vorhandene fachliche und überfachliche Kompetenzen einfach zu erfassen und womöglich auch auf der Plattform sichtbar zu machen.

Die Nationale Weiterbildungsstrategie plant eine Plattform, die Anlaufstelle für alle Weiterbildungsinteressierten ist. Hier sollen beispielsweise Angebote des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, das Angebot „KURSNET“ der Bundesagentur für Arbeit, Angebote wissenschaftlicher Weiterbildungen und weiterer Initiativen gebündelt werden.

Projekt Arbeitsweltberichterstattung in Deutschland des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, 2020-2024.