Wissenspool-Beitrag

Von der KI-Idee zum machbaren Konzept am Beispiel des Projekts “KI zur Unterstützung von Bauherren”

05.10.2022
Lesezeit: ca. 7 min
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Unternehmen: Freiberufler

(Betrieblicher) Einsatzbereich: Service, Kundenmanagement, Qualitätskontrolle / Qualitätssicherung

KI-Methode: Informationsrückgewinnung, Informationsentnahme, Klassifikation, Automatische Dialogsysteme mit KI-Unterstützung  

KI-Partner: Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI), Technische Universität (TU) Berlin

Gründe für den KI-Einsatz

Bauherren sollen mit Hilfe von KI zukünftig bei der Planung, Koordination und Durchführung von Bauprojekten unterstützt werden. Aktuell geschieht dies meist manuell durch die Bauherren. Der Einsatz eines intelligenten Softwaresystems soll diese komplexe Aufgabe in Zukunft erleichtern.

Beschreibung der Anwendung

Die Aufgabe des Bauherrn ist die Planung, Kontrolle und erfolgreiche Durchführung eines Bauprojekts. Derzeit existiert kein Standard oder Regelwerk, das Bauherren bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe unterstützt. Bisherige Vorgehensweisen entsprechen oftmals nicht den Bedürfnissen von Bauherren, daher kann es zu gravierenden Fehlentwicklungen kommen, die den erfolgreichen, planmäßigen Abschluss eines Bauprojekts verhindern. Um diese komplexe Aufgabe zu erleichtern, soll ein intelligentes Softwaresystem entwickelt werden, das in den vielen verschiedenen Teilbereichen eines Bauprozesses assistiert.

Der Einsatz von KI soll dabei helfen, vergangene Fehlentscheidungen zu vermeiden, indem für verschiedene Teilbereiche spezifische Systeme entwickelt werden, die eine bessere Planung und Kontrolle des Bauprozesses ermöglichen. Um dies zu leisten, sind in dem Projekt zunächst mehrere Beratungsgespräche zwischen KI-Expert:innen und Bauherren durchgeführt worden, um den Arbeitsablauf und die Herausforderungen innerhalb eines Bauprojekts kennenzulernen. Gleichzeitig wurden gemeinsam managebare Teilbereiche identifiziert, für die zukünftig Hilfssysteme gebaut werden könnten.

Das Ergebnis war die konzeptionelle Entwicklung eines KI-Systems, das Folgendes leisten soll:

  • Unterstützung bei der Angebotserstellung und Prozessdefinition auf Basis von Gute-Praxis-Vorschlägen 
  • Eine mobile und einfach bedienbare Benutzeroberfläche 
  • Dokumente werden erkannt, analysiert und in einer Wissensdatenbank gespeichert – Klassische Informationen, wie z.B. Lieferscheine, sind somit direkt vor Ort in das System einpflegbar und befinden sich in der Datenbank 
  • Alle Beteiligten werden durch dialogische Schnittstellen in den Bauprozess mit eingebunden 
  • Neue Partner und Rollen können schnell erstellt und in den Prozess integriert werden 
  • Das System bietet die Möglichkeit für multilinguale Zugriffe 

Vorteile im Unternehmen durch den KI-Einsatz

  • Die erfolgreiche Übergabe des Neubaus im Zeit- und Kostenrahmen 
  • Dialogische Kontrolle über wichtige Ereignisse und Entscheidungen: Schnelle und korrekte Bereitstellung von Information für Entscheidungsträger:innen 
  • Mehr Planungssicherheit durch die Bereitstellung von Erfolgsprognosen, inkl. Informationen zu aktuellen Engpässen und entsprechenden Lösungsvorschlägen 
  • Durch das dialogische Interface für das Smartphone ist der aktuelle Stand des Bauprojekts jederzeit einsehbar 
  • Das System kann in klassische IT integriert werden 

Herausforderungen

Die Planung und Durchführung eines Bauprojekts ist ein umfangreicher Prozess, der viele spezifische Teilbereiche umfasst. Eine wichtige Erkenntnis in dem Projekt ist, dass bevor es zur eigentlichen Umsetzung einer KI-Lösung kommt, im Vorfeld viel konzeptionelle Arbeit notwendig ist. Demnach ist zunächst ein umfänglicher Austausch und Beratungsprozess zwischen Kund:innen und KI-Expert:innen notwendig, um machbare Teilbereiche in einem Bauprojekt aufzudecken und die Möglichkeiten und Grenzen entsprechender Hilfssysteme aufzuzeigen. Die Herausforderung für Kund:innen besteht darin, sich auf die Phase der konzeptionellen Arbeit vor der eigentlichen Umsetzung und Einführung einer KI-Lösung einzustellen. Technolog:innen müssen sich wiederum mit den Abläufen, Verantwortlichkeiten und Herausforderungen eines Bauprojektes vertraut machen, um Erwartungen zu managen und herauszufinden, inwiefern entsprechende Technologien Prozesse zukünftig optimieren können und welche Grundvoraussetzungen dafür noch geschaffen werden müssen.

Wie wurde im Unternehmen Akzeptanz für den KI-Einsatz geschaffen?

Die an dem Projekt beteiligten Bauherren sind von Beginn an durch mehrere Beratungsgespräche in die Konzeptionsphase des zukünftigen KI-Hilfesystems einbezogen worden und waren somit aktiv an der Gestaltung beteiligt.

Autor
Dr. Aljoscha Burchardt

Dr. Aljoscha Burchardt ist Principal Researcher und stellvertretender Standort­sprecher am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Berlin. Er ist Experte für Sprach­techno­logie und Künstliche Intelligenz. Burchardt ist Senior Research Fellow des Weizenbaum-Institutes für die vernetzte Gesellschaft und stell­ver­tre­ten­der Vorsitzender der Berliner Wissenschaftlichen Ge­sell­schaft. Außerdem war er als Sachverständiger Mitglied der Enquete-Kommission “Künstliche Intelligenz” des Deutschen Bundestages.

Dr. Aljoscha Burchardt
Autorin
Charlene Röhl

Seit Oktober 2020 arbeitet Charlene Röhl als Researcherin im Forschungsbereich Speech and Language Technology (SLT) unter der Leitung von Sebastian Möller, am DFKI Berlin. In ihrer Position als Researcherin und Projektmanagerin im Projekt Evalitech forschte Charlene an der Entwicklung einer innovationsorientierten Evaluationsmetrik für den Bereich Industrie 4.0 auf Basis von Methoden Künstlicher Intelligenz, wie z. B. Information Retrieval und Informationsextraktion.

Charlene Röhl
Autor
Dr. Sven Schmeier

Dr. Sven Schmeier ist Chefingenieur und stellvertretender Leiter des Speech & Language Technology Lab des DFKI. Er hat mehr als 30 nationale und internationale Projekte in Forschung und Industrie erfolgreich geleitet. Sven war und ist in der Gründungsphase von High-Tech-Unternehmen und Spin Offs des DFKI aktiv.

Dr. Sven Schmeier