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Wissenspool-Beitrag

Energiewende – Die aktuelle Situation in Deutschland und der Stand erneuerbarer Energien in den fünf ostdeutschen Bundesländern

von Manuela Grigorjan
12.12.2022
Lesezeit: ca. 44 min

Der Energiemix in Deutschland – Fakten und Zahlen

Um klimaneutral zu werden, benötigen Wirtschaft und Gesellschaft ein grundlegend neues System für die Erzeugung und Verteilung von Energie. Dabei wird eine Nutzung nachhaltiger Energieträger in allen Verbrauchssektoren angestrebt, das betrifft neben dem Stromsektor auch den Bedarf an Wärme sowie den Energieverbrauch im Verkehr.

Hierbei bildet Strom, erzeugt aus erneuerbaren Energien, die Leitenergie und wird im weiteren ausführlich betrachtet. Die nachfolgende Abbildung stellt die Entwicklung konventioneller und regenerative Energieträger dar – im Vergleich der 1. Halbjahre 2021 und 2022.

Das Statistische Bundesamt teilt dazu mit:

  • Der im 1. Halbjahr 2022 in Deutschland erzeugte und ins Netz eingespeiste Strom stammte zu knapp einem Drittel (31,4%) aus Kohlekraftwerken.
  • Damit nahm die Einspeisung von Kohlestrom im Vergleich zum 1. Halbjahr 2021 um 17,2% zu.
  • Zugleich ist festzustellen, dass die aus konventionellen Energieträgern erzeugte Strommenge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,1% auf einen Anteil von 51,5% des eingespeisten Stroms zurückging (im 1. Halbjahr 2021 betrug dieser noch 56,2%). 
  • Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen stieg im 1. Halbjahr 2022 um 12,1% auf einen Anteil von 48,5% (gegenüber dem 1. Halbjahr 2021: 43,8%). Insgesamt wurden im 1. Halbjahr 2022 in Deutschland 263,2 Mrd. Kilowattstunden ins Netz eingespeist, das waren 1,3% mehr als im Vergleichszeitraum (1. Halbjahr 2021).

Im Zuge der Energiewende ersetzen erneuerbare Energien, wie Wasser- und Solarkraft, Windenergie, Erdwärme und nachwachsende Rohstoffe die fossilen Energieträger kontinuierlich. Sie sollen bis 2050 rund 60% am Bruttoendenergieverbrauch und 80% am Bruttostromverbrauch ausmachen. (vgl. BMBF)

Als zweite Säule der Energiewende wird eine deutliche Erhöhung der Energieeffizienz angestrebt. Die Potentiale reichen von Kraftwerksmodernisierungen über energieeffiziente Motoren und energiesparende Industrieprozesse bis hin zu energieeffizienter Gebäudesanierung und Haushaltsgeräten.

So soll bis 2050 insgesamt rund 50% weniger Primärenergie verbraucht werden als noch im Jahr 2008. Ein essentielles Werkzeug zur Erhöhung der Energieeffizienz ist beispielweise die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), bei der die Abwärme der Stromerzeugung zum Heizen oder für Produktionsprozesse genutzt wird. (vgl. Umweltbundesamt)

Für das Bestreben nach einer zeitnahen Unabhängigkeit von russischen Rohstoffen werden nachhaltige Energien seit April 2022 vom Bundeswirtschaftsministerium als sicherheitsrelevant eingestuft.

Die Gründe für diese dringlichen und beschleunigten Anstrengungen sind offensichtlich: Neben dem Klimawandel und dem Ziel für ein nachhaltiges Wirtschaften hat der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine extreme Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft, nicht nur im Energiesektor.

In nebenstehender Abbildung ist die Entwicklung der Rohstoffimporte aus Russland dargestellt (Bildquelle BMWK).

Auch wenn für den kommenden Winter 2022/2023 die Energieversorgung gesichert erscheint, sind für die beabsichtigte Unabhängigkeit von russischen Rohstoffen enorme Anstrengungen erforderlich. Damit wurden auch alle inländischen Energieträger – Kohle, Kernkraft und sogar Fracking-Erdgas aus Deutschland – in den letzten Monaten neu auf den Prüfstand gestellt.

Energiesicherheit versus Klimaschutz – die Energieträger und Rohstoffsituation in Deutschland

Mit dem Europäischen Klimagesetz verpflichtet sich die EU, bis 2050 klimaneutral zu werden. Für Deutschland hat die Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben sogar noch einmal verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65% gegenüber dem Jahr 1990 sinken.

Für die Industrie bedeutet das, dass traditionelle Prozesse grundlegend auf den Prüfstand gehören. Der Strombedarf wird in den kommenden Jahrzehnten massiv steigen. Gleichzeitig wird dieser Bedarf aus erneuerbaren Quellen zu decken sein, wenn Kernkraft- (zum 15.04.2023) und Kohleverstromung (bis spätestens Ende 2038) beendet und auch Gaskraftwerke nur für eine Übergangszeit zum Einsatz kommen sollen.

Bei der Stromerzeugung in Deutschland besteht der konventionelle Energiemix aktuell aus Stein- und Braunkohle, Erdgas und Kernkraft. Kohle hat dabei den größten Anteil an der Stromerzeugung, nahezu ein Fünftel des Verbrauchs wird durch die Verstromung von fossilen Energieträgern (Braun- und Steinkohle sowie Erdgas) gedeckt.

Fazit: Unter diesen Voraussetzungen wird sichtbar, dass Energiesicherheit, Unabhängigkeit von ausländischen Importen und Klimaschutz drei Ziele sind, die sich zumindest kurzfristig nicht gleichzeitig erreichen lassen. Seit dem 24. Februar 2022 ist auch der Aspekt der Energiekosten als neuer Faktor einzubeziehen.

Im nebenstehender Grafik sind die aktuell wichtigsten Energieträger in Deutschland dar- und gegenübergestellt (Quelle: Stromreport).

Die Recherche zeigt, dass sich der deutsche Strommix seit Jahren zugunsten der erneuerbaren Energien verschiebt, im November betrug der Anteil erneuerbarer Energien 55,5% (vgl. Statistisches Bundesamt) . Trotzdem muss festgehalten werden, dass die Bedeutung von Braun- und Steinkohle in den letzten Monaten wieder gestiegen ist. Grund dafür ist der enorme Anstieg der Gaspreise.

Im Interesse der Energiesicherheit wurde das Zeitfenster für den geplanten Kohleausstieg wieder verlängert. Wie ist es mit dem Klimaschutz vereinbar, wenn ein höherer Kohleanteil bei der Stromerzeugung zu vermehrtem CO2-Ausstoß im Energiesektor führt?

Die Gasförderung in Deutschland ist seit Jahren stark rückläufig. In der aktuellen Situation und nach dem Wegfall der russischen Gaslieferungen stehen die heimischen Erdgasquellen jedoch wieder neu zur Diskussion. Schließlich muss jeder Kubikmeter Erdgas, der im Inland gefördert wird, nicht importiert werden. Zudem stellen sie in einer Übergangsphase eine Chance für eine umweltverträgliche, verlässliche und zugleich bezahlbare Energieversorgung dar. Die Ausweitung der heimischen Fördermengen könne nach Angaben des Bundesverbandes für Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) „nur funktionieren, wenn neue Lagerstätten gefunden und erschlossen würden.” (vgl. BVEG)

Ein weiterer Stromlieferant in Deutschland ist die Kernenergie. Doch der Atomausstieg zum 15. April 2023 ist beschlossene Sache. Zu den in 2022 als letzte am Netz verbliebenen drei Kernkraftwerken (Emsland, Neckarwestheim und Isar) geht es in vielen Diskussion nun um die für den befristeten Weiterbetriebs erforderlichen Voraussetzungen: Hierzu müssten sowohl Personalkapazitäten reaktiviert bzw. neu rekrutiert, Fachkundigennachweise eingeholt und periodische Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt werden. (vgl. BMUV)

Die Erneuerbaren Energien in den ostdeutschen Bundesländern

Die Transformation der Energiewirtschaft ist in Ostdeutschland seit über 30 Jahren ein gelebtes Paradigma. Der Strukturumbau der Wärmeversorgung von Kohle auf Gas wurde in den 1990er Jahren konsequent durchgesetzt und hat in erheblichem Maße die Umweltbedingungen in den Neuen Bundesländern verbessert.

Das Deutsche Institut der Wirtschaft (DIW Berlin) hat in seinem 6. Bundesländervergleich die Erfolge der einzelnen Bundesländer zur Nutzung erneuerbarer Energien bewertet. Dabei werden energie-, technologie- und wirtschaftspolitische Aspekte der Nutzung erneuerbarer Energien analysiert und verglichen.

Die nebenstehende Grafik zeigt eine Gegenüberstellung der Regionen bei der Nutzung erneuerbarer Energien (Quelle: DIW Berlin) im Bundesländervergleich. Dabei wurde nach west- und ostdeutschen Flächenländern sowie nach Stadtstaaten unterschieden. 

Es wird deutlich, dass die ostdeutschen Bundesländer im Durchschnitt eine etwas höhere Punktzahl als die westdeutschen Bundesländer erreichen.

Die ostdeutschen Länder können vor allem bei der Nutzung erneuerbarer Energien und beim wirtschaftlichen und technologischen Wandel größere Erfolge aufweisen.

Dagegen unternehmen die westdeutschen Länder im Durchschnitt größere Bemühungen für die Nutzung erneuerbarer Energien.

Als Anstrengungen sind hierbei Ziele und Maßnahmen der Bundesländer, wie Förderprogramme, die Wahrnehmung einer Vorbildfunktion, Maßnahmen zur Vermeidung von Hemmnissen sowie auch Bewertungen der Landespolitik durch Fachverbände definiert worden.

Die Abbildung zeigt die Bewertungen der einzelnen Bundesländer hinsichtlich Erfolgen bei der Nutzung von erneuerbaren Energien sowie bzgl. Erfolgen beim technologischen und wirtschaftlichen Wandel (Quelle: DIW Berlin)

Die Output-Indikatoren zur Nutzung erneuerbarer Energien (2A) messen die erreichten Erfolge und Effekte beim Ausbau erneuerbarer Energien, vor allem Gesamtanteile erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch, am Endenergieverbrauch (ohne Strom und Fernwärme) sowie an der Strom- und Fernwärmeerzeugung und am Stromverbrauch. 

In (2B) fließen Output-Indikatoren zum technologischen und wirtschaftlichen Wandel ein. Hierbei wurden insbesondere Kriterien, wie Beschäftigtenzahlen, Umsätze, ausgewählte Infrastrukturen sowie Patentanmeldungen im Bereich erneuerbarer Energien berücksichtigt.

Im Folgenden werden die Bemühungen und Herausforderungen der fünf ostdeutschen Bundesländer bei der Bewältigung der Energiewende hinsichtlich der Kriterien Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Versorgungssicherheit betrachtet und in Bezug zu den aktuellen Entwicklungen und Erfordernissen gesetzt. Dabei sollen beispielhafte Bestrebungen und regionale Besonderheiten bei der Erzeugung bzw. Nutzung erneuerbarer Energien in den einzelnen ostdeutschen Bundesländern herausgearbeitet werden.

Spezifika der erdölverarbeitenden Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt

Nach den im Mai 2022 vorgestellten Plänen der EU-Kommission sollen die russischen Öllieferungen in die Europäische Union bereits Anfang nächsten Jahres weitestgehend eingestellt sein (RP-Online). Dazu haben sich die EU-Staaten auf ein Teilembargo geeinigt. Bei der Umsetzung des Ölembargos gibt es in Ostdeutschland jedoch strukturelle Besonderheiten sowie technische und logistische Spezifika zu beachten.

Unabhängig von evtl. notwendigen, klimaschädlichen Fracking-Ölimporten und langen Transportwegen befürchten die Unternehmen und Zulieferfirmen neben höheren Preisen auch ein Ausbluten, insbesondere in der strukturschwachen Region Uckermark (vgl. Handelsblatt).

Hinzu kommen die firmenstrukturellen Besonderheiten bei beiden Raffinerien: Die PCK-Raffinerie gehört mehrheitlich der Rosneft Deutschland GmbH, einer Tochtergesellschaft des russischen Staatskonzerns Rosneft, während Leuna zum Energiekonzern Total Energies gehört.

Während Schwedt noch größtenteils von Russlands Öl abhängt, ist in Leuna die Umstellung der Anlagen in vollem Gange und steht heute bei etwa 50% bei der Verarbeitung von nichtrussischem Öl. Ziel sei es, bis Jahresende komplett ohne russische Rohöle auszukommen. (vgl. Managermagazin)

In Schwedt konnte durch die Übernahme einer Treuhandschaft durch die Bundesnetzagentur zumindest ein positives Signal gesetzt und mehr Sicherheit vermittelt werden. (vgl. RBB)

Dies betrifft die sowohl die Brandenburgische PCK-Raffinerie Schwedt als auch den Chemiepark Leuna in Sachsen-Anhalt. Problematisch bei beiden Standorten sind die Art des Rohöls und die Besitzerstruktur der Raffinerien. Weil hier bisher ausschließlich russisches Öl verarbeitet wurde, gibt es technische und technologische Besonderheiten, um auf Rohöllieferungen aus anderen Weltregionen umzustellen. Entscheidend sind dabei der Schwefelgehalt und die sog. Ölschwere.

Ambitioniert mit Windkraft im Flächenland Brandenburg

In seinem Gutachten zur Energiestrategie 2040 geht das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE) davon aus, dass das Segment Windkraft im Land Brandenburg der größte Posten erneuerbarer Stromerzeugung ist und bleibt. Bei einem stärkeren Ausbau der Windenergie in Brandenburg – etwa um Wasserstoff zu erzeugen oder um die Region Berlin mitzuversorgen – müsste dementsprechend von einer noch höheren Flächen-Inanspruchnahme durch die Windkraft ausgegangen werden. (vgl. MWAE)

Darüber hinaus befinden sich in Brandenburg insgesamt rund 41.000 Wärmepumpen, über 30.400 solarthermische Systeme, über 30 große Heizkraftwerke. Zahllose kleine Holzheizkessel in privaten Haushalten tragen zusammen mit einem Anteil von knapp 20% zur Wärmeversorgung in Brandenburg bei. (vgl. MWAE-Bericht zu erneuerbaren Energien)

Zugleich sieht sich das Land mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Diese betreffen insbesondere die Stromversorgung, denn die Systemintegration von volatilen Windenergie- und Photovoltaikanlagen ist vielerorts an ihre physikalischen Grenzen gelangt. Da Solar- und Windenergie „schwankende“ Energieträger sind, gilt es, den Netzausbau mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien zu synchronisieren.

Mit aktuell rund 3.900 Windenergieanlagen, 55.500 Photovoltaikanlagen sowie über 500 Biomasseanlagen kann Brandenburg im bundesweiten Vergleich die höchste installierte elektrische Leistung aus erneuerbaren Energien pro Einwohner vorweisen.

Sachsen-Anhalt – ein deutscher „Leuchtturm“ bei der Energiewende

Sachsen-Anhalt nimmt eine Spitzenstellung bei der Energiewende in Deutschland ein. Im Jahr 2020 lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung bei mehr als 61,5%. An der gesamten Stromerzeugung hatte die Windenergie mit 37,2% den größten Anteil.

Sachsen-Anhalt ist ein von der Landwirtschaft geprägtes Bundesland und liegt auch bei der Biokraftstoff- und Biomethanerzeugung auf den vorderen Rängen. Fast 66% des in Deutschland erzeugten Bioethanols kommen aus Sachsen-Anhalt. (vgl. Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt)

Photovoltaik hat in Sachsen-Anhalt jedoch noch ein großes Ausbaupotential. Photovoltaik-Freiflächen- und PV-Anlagen auf Dächern sind bisher insbesondere im südlichen Sachsen-Anhalt zu finden. Dort sind die Einstrahlungswerte mit denen von Süddeutschland vergleichbar. (vgl. Agentur für Erneuerbare Energien)

Zusätzlich baut man mit dem Chemiepark Leuna bereits heute auf die Potenziale von Wasserstoff. Die Chemieindustrie zählt zu den energieintensiven Branchen. Sie ist von steigenden Energiepreisen besonders stark betroffen und steht zudem vor der Herausforderung, künftig klimaneutraler zu produzieren.

Mit grünem Wasserstoff, der mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, ist erneuerbare Energie nicht nur speicherbar, sondern bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten der energetischen und stofflichen Nutzung in den Sektoren Energie und Wärme, Industrie und Mobilität (vgl. Grüner Wasserstoff – Treibstoff der Zukunft). 

Damit wird er, neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien und der Steigerung der Energieeffizienz, zum dritten Standbein in der sachsen-anhaltinischen Energiewende. (vgl. MWU)

Mecklenburg-Vorpommern: Mit Power-Heat zum Klimaschutz

Die Strom- und Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien hat sich auch in Mecklenburg-Vorpommern über die vergangenen Jahre zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig entwickelt. Landesweit sind fast 15.000 Arbeitsplätze mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien verbunden. Insbesondere durch die Erweiterung der Windenergie, auf die der größte Beitrag zur Stromerzeugung entfällt, hat sich das Flächenland in den letzten Jahren sogar zu einem Netto-Stromexporteur entwickelt. Durch seine Nähe zur Ostsee ist es damit sowohl für Onshore- als auch Offshore-Windenergie gut aufgestellt. (vgl. Winderenergiecluster MV)

Nach der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern kommt perspektivisch auch der Biomasse aufgrund der guten Infrastruktur eine hohe Bedeutung zu. Auf ca. 200.000 ha landwirtschaftlicher Fläche wird Biomasse für die energetische Verwertung angebaut, das entspricht 20%der Ackerfläche. Hinzu kommen ca. 100.000 Tonnen Waldholz pro Jahr für die thermische Verwertung. (vgl. Wirtschaftsministerium MV)

 

Und noch eine besondere Stärke hat das nord-ostdeutsche Bundesland aufzuweisen: den Ausbau von Power-to-Heat – dies bezeichnet Verfahren, bei denen elektrische Energie mithilfe von Elektrokesseln oder Wärmepumpen in Wärme umgewandelt wird. Durch den Einsatz von PTH-Technologien können überschüssige Strommengen aus Windenergie- oder Photovoltaikanlagen sinnvoll genutzt. (vgl. Windenergiecluster-MV) Insbesondere für Heizungsbauer und für die Gebäudewirtschaft ergeben sich durch Power-to-Heat Anwendungsfelder und große Chancen, sich in der Branche der erneuerbaren Energien zu etablieren.

Thüringen setzt auf Windkraft

Thüringen hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 seinen Energiebedarf bilanziell durch erneuerbare Energien aus landeseigenen Quellen decken. Wichtigste Thüringer Öko-Stromlieferanten mit waren im Jahr 2022 Photovoltaik-Anlagen (698 GWh), gefolgt von Windkraftanlagen (mit 621,8 GWh). 359,4 GWh wurden aus Biomasse erzeugt. Die 276,9 aus Erdgas erzeugten GWh Strom machten einen Anteil von 11,3% an der Gesamteinspeisung aus. Der in Thüringen produzierte Strom stammte im zweiten Quartal des laufenden Jahres zu großen Teilen aus erneuerbaren Energien. (vgl. mdr)

Windkraft weist auch die größten Potenziale für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien im Freistaat auf. Der Energieatlas der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur gibt kontinuierlich Auskunft zu den Fortschritten über installierte Wind– und Solaranlagen.

Stagnation in Sachsen

Die Energieerzeugung im sächsischen Freistaat ist stark geprägt durch den Braunkohleabbau im Mitteldeutschen Revier und kleine Teile des Lausitzer Reviers. Die letzte amtliche Energiebilanz für den Freistaat Sachsen liegt lediglich für das Jahr 2017 vor.

Die Klimapolitik und der Ausbau der erneuerbaren Energien wird in Sachsen bestimmt durch die Festlegungen und Zielvorgaben des sog. Energie- und Klimaprogrammes (EKP 2021). Nach dem EKP vollzieht sich die Energiewende bisher vor allem im Bereich der Stromerzeugung. Hier liegt der Anteil der erneuerbaren Energien in Sachsen bei 25,2% des Bruttostromverbrauchs (Jahr 2019) und damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 36%. (vgl. SMEKUL)

Der aktuelle Treibhausgasbericht der Sächsischen Landesregierung vom 21.11.2022 charakterisiert die Entwicklungen zum Klimaschutz und Abbau der Treibhausemmissionen aktuell als „Seitwärtsbewegung“. Es gibt nur einen stockenden Aufbau der erneuerbaren Energien, in 2021 wurden sogar mehr Windräder ab- als aufgebaut. (vgl. SMEKUL)

Eine Studie der Sächsischen Energieagentur GmbH (SAENA) über die Ausbaupotenziale der erneuerbaren Energien im Freistaat Sachsen zeigt, dass vor allem Wind- und Solarenergie die Energieträger sind, die für Sachsen in Zukunft die Basis einer nahezu klimaneutralen Stromversorgung bilden sollen und können. (vgl. SAENA)

Was die Entwicklung der erzeugten elektrischen Leistungen aus diesen beiden Energieträgern in den letzten Jahren betrifft, wird diese als stetig, aber langsam steigend angegeben. Die elektrische Leistung, die durch Wasserkraft und Biomasse gewonnen werden, ist dafür rückläufig (vgl. Basiswissen Erneuerbare Energien der SAENA“ im Zeithorizont 2003 bis 2019).

Zusammenfassung

Lt. der letzten Ifo-Konjunkturprognose vom 15.06.2022 soll trotz trüber Aussichten für die Weltökonomie die Wirtschaft in Deutschland weiterhin expandieren. Im laufenden Jahr 2022 wird für die Wirtschaftsleistung in Ostdeutschland sogar ein Wachstum von 2,9% erwartet, dieses liegt damit über dem gesamtdeutschen Durchschnittswert von 2,5%.

Allerdings wird auch festgestellt, dass die Abwärtsrisiken für die weitere konjunkturelle Entwicklung seit der Einstellung der russischen Gaslieferungen deutlich zugenommen haben. Damit steht ebenfalls die Frage im Raum, ob am Ende der nächsten Heizperiode im Frühjahr 2023 die Gasversorgung für die Industrie rationiert werden muss. Dies würde hier zu kräftigen Produktionsrückgängen führen, die dann auch auf andere Wirtschaftsbereiche ausstrahlen.

Als Fazit kann festgehalten werden:

  • Obwohl die erneuerbaren Energien in Ostdeutschland weiter auf dem Vormarsch sind, muss der Ausbau noch zügiger erfolgen, ebenso wie das Er- und Anschließen alternativer fossiler Quellen jenseits von Russland.

  • Die Diskussionen um Flächen und Abstände zu Wohngebieten beim Aufbau von Windrädern und Solarkollektoren, Bürokratie und zu lange Genehmigungsverfahren wirken bremsend auf Investitionen.

  • Das Investieren in Energieanlagen ist immer auf einen langfristigen Zeitraum ausgerichtet, da zählen verlässliche Rahmenbedingungen (3Energy Consulting).

  • Trotz bundeseinheitlicher Vorgaben haben die einzelnen Bundesländer große Gestaltungsspielräume beim Ausbau Erneuerbarer Energien, sie reichen von anspruchsvollen Ausbauzielen über Vorgaben bei Planungs- und Genehmigungsrecht bis hin zu einer Standortpolitik.

Weiterführende Links und Informationen aus den Zukunftszentren

Auch die Zukunftszentren haben sich mit der Energiewende beschäftigt, hier finden Sie weiterführende Mitteilungen zum Thema aus den Regionen:

Zukunftszentrum Mecklenburg-Vorpommern:  Mit nachhaltiger Unternehmenspolitik in die Zukunft

Zukunftszentrum Sachsen: „Revierwende – Wir wollen den Strukturwandel vor Ort mitgestalten!“

Zukunftszentrum Thüringen: “Ukraine-Krieg wirkt sich auf Thüringer Wirtschaft aus, Konjunkturabschwung wird erwartet“

Nähere Hinweis zum Programm „Zukunftszentren“ finden Sie hier

Quellen und Literaturhinweise

ttps://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/09/PD22_374_43312.html

https://www.bmbf.de/bmbf/de/forschung/energiewende-und-nachhaltiges-wirtschaften/energiewende/energiewende_node.html

https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/kraft-waerme-kopplung-kwk#kwk-stromerzeugung

https://www.dw.com/de/fracking-gas-aus-deutschland/a-63653232

https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20190926STO62270/was-versteht-man-unter-klimaneutralitat#:~:text=Klimaneutralit%C3%A4t%20bedeutet%2C%20ein%20Gleichgewicht%20zwischen,weltweit%20durch%20Kohlenstoffbindung%20ausgeglichen%20werden.

https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimaschutzgesetz-2021-1913672?view=renderNewsletterHtml

https://strom-report.de/strom/

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/779784/umfrage/monatlicher-anteil-erneuerbarer-energien-an-der-stromerzeugung-in-deutschland/

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/erdgasfoerderung-deutschland-101.html

https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/wirtschaft/2022/11/pck-schwedt-buergertalk-ubs-steinbach-russland-embargo.html

https://www.manager-magazin.de/unternehmen/energie/raffinerie-leuna-schon-weiter-als-pck-schwedt-a-548c2bcb-0b77-4b66-be4b-c206beddf191

https://mwae.brandenburg.de/de/es-2040-online-konsultation/bb1.c.728626.de

https://mwae.brandenburg.de/de/erneuerbare-energien/bb1.c.478388.de#:~:text=Mit%20aktuell%20rund%203.900%20Windenergieanlagen,erneuerbaren%20Energien%20pro%20Einwohner%20vorweisen.

https://mwu.sachsen-anhalt.de/energie/erneuerbare-energien/wasserstoff

https://www.unendlich-viel-energie.de/

https://zda.xen2.de/wissenspool/regionen-im-wandel/gruener-wasserstoff-der-treibstoff-der-zukunft

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/erneuerbare-energien-strom-lieferanten-100.html

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/energie-erfurt-wenige-erneuerbare-energien-in-thueringen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220318-99-578717

https://www.thega.de/energieatlas/

https://www.energie.sachsen.de/energie-und-klimaprogramm-sachsen-2021-4256.html

https://www.energie.sachsen.de/download/Endbericht_IE_Energiebereitstellung_aus_EE.pdf

https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/37830

https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/anpassung-an-den-klimawandel/anpassung-auf-laenderebene/bundesland-sachsen

https://www.saena.de/download/broschueren/BEE_Was_uns_morgen_antreibt.pdf

https://www.bmwi-energiewende.de/EWD/Redaktion/Newsletter/2021/01/Meldung/direkt-erfasst_infografik.html

https://www.ifo.de/pressemitteilung/2022-06-28/ifo-konjunkturprognose-fuer-ostdeutschland-und-sachsen-robust-trotz 

https://r-energy.eu/transformation-der-energieversorgung-2-flexibel-anpassen-digitalisieren-foerderoptionen-nutzen/

Autor
Dr. Manuela Grigorjan

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

ATB Arbeit, Technik und Bildung gGmbH

Geschäftsstelle Eilenburg
Maxim-Gorki-Platz 1
04838 Eilenburg